URBAN LEGEND

(Düstere Legenden)

Regie: Jamie Blanks
Drehbuch: Silvio Horta
Start: 4. Februar 1999
(ja, wenn die sich nur mal entscheiden könnten...)

Was haben EVER AFTER und URBAN LEGEND gemeinsam? Antwort: Riff Raff.
Während in EVER AFTER sein Alter ego eine kleine Nebenrolle einnimmt, hüpfen in URBAN LEGEND gleich zwei Zeitgenossen von Szene zu Szene, deren markantes Äußeres mich an den Unterwäsche verachtenden Butler der ROCKY HORROR PICTURE SHOW erinnert. Derart motiviert, weitere Parallelitäten in doch so unterschiedlichen Filmen zu finden, scheint meine Suche alsbald von Erfolg gekrönt. Beide geben vor, eine schon oft erzählte Story neu zu erfinden, und es bleibt fraglich, ob auch der Zuschauer das scheinbar Neue entdeckt. Bei URBAN LEGEND freilich soll gleich die ganze Geschichte so noch nie dagewesen sein.


Als düstere Legenden bezeichnet Professor Wexler (Robert Englund) jene moderne Volksmärchen geheimnisvollen Ursprungs, die in verschiedenartigsten Variationen immer wieder erzählt und manchmal auch für wahr gehalten werden. Als Beispiel führt er in seiner Vorlesung, die unter anderem auch von den beiden Freundinnen Nathalie (Alicia Witt) und Brenda (Rebecca Gayheart) verfolgt wird, die eines Babysitters an, der bei der Arbeit Drohanrufe erhält und deren Ursprung letztendlich im eigenen Haus ist. Aber auch Geschichten wie die des Mannes, der nach einem One- Night- Stand am nächsten Morgen plötzlich feststellt, daß ihm die ein oder andere Niere fehlt, fallen in dieses Genre. Meistens sind diese Legenden falsch, so wie die des kleinen Mikey, der nach einem gefährlichen Pop Rocks Brausepulver/ Pepsi- Cocktail implodiert sein soll. So behaupten es zumindest Barbara und David P. Mikkelsons auf ihren Urban Legend Reference Pages, wo sich auch weitere Legenden finden, die im Film zum Einsatz kommen (gut, um sich auf URBAN LEGEND vorzubereiten, vielleicht kommt es ja besser, wenn man in der Materie etwas bewandert ist; hier die Babysitter- Story).
Was Pop Rocks angeht, so plane ich ein Experiment, bei dem ich Jolt Cola (immerhin doppeltes Koffeein) statt Pepsi verwende, es mangelt mir nur noch an Freiwilligen.

Nun denn, Zitat Presseheft: "Die Idee, moderne Mythen als Ursprung für eine Mordreihe zu nutzen, ist neu und hochoriginell."
Die des irren Axtmörders aber nicht ganz.
"Wie einige jüngere Horrorfilme kommt auch in DÜSTERE LEGENDEN der Humor nicht zu kurz."
Nur habe ich das Gefühl, das Horror- Publikum lacht eher an den Stellen, an denen der Regisseur Gänsehaut erwartet, wer aber alle "Nightmare On Elmstreet"- Teile - nun, sagen wir zumindest im Fernsehen - gesehen hat, sollte auch an URBAN LEGEND seine Freude haben. Auf übertriebene Gewaltszenen wird indes verzichtet, sie obliegen der Phantasie des Zuschauers, womit sie ja wohl auch viel blutrünstiger sind, als man es je auf Zelluloid bannen könnte. So mancher TV- Sender mit etwas, das sich auf "zurückgeblieben" reimt im Namen, könnte somit natürlich auch auf die üblichen Schnittorgien verzichten, wird es aber nicht tun, wodurch sich der beschnittene Fernsehzuschauer in einer etwas verpassend glaubenden Lage befinden wird, die so gar nicht existiert. Vielleicht wird es @%#& ja auch gelingen, die Handlung, die URBAN LEGEND durchaus hat, herauszuschneiden und eine nackte 10minütige Splatterversion, die nur durch Werbung wieder auf Spielfilmlänge gebracht werden kann, zu hinterlassen.

So. Mir indes ist es einmal mehr gelungen, einen Film, der sooo schlecht nun auch wieder nicht war, viel schlechter aussehen zu lassen, nur weil die Presseheft- Lobeshymnen einen dazu verleiten. Soll sich doch jeder sein eigenes Bild machen und deswegen hier noch einige, mit mal weniger, mal noch weniger konstruktiven Kommentaren, die auch dazu dienen sollen, ein paar Personen näher kennenzulernen, da man in Horrorfilmen ja manchmal so wenig Zeit dazu hat...
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KO

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