TRUE CRIME

(Ein wahres Verbrechen)

Regie: Clint Eastwood
Start: 29. April 1999

Wenn einer einen (unschuldig) zum Tode Verurteilten retten will, weiss man schon, dass es im Film erst unmittelbar vor der Hinrichtung geschehen wird. Clint Eastwood hat da auch nix Neues aufzubieten. Dafuer geht er - seine Opahaftigkeit kaum noch verbergen koennend - mal mit seiner kleinen Filmtochter in den Zoo und schleudert sie aufs harte Pflaster wie eine Comicfigur. So manches ist schon komisch in diesem Film, vor allem seine Laengen. Nun kann man glauben, dass sich so klammheimlich ein Plaedoyer gegen die Todesstrafe (und Rassismus) entwickelt, aber neu ist das ja nun auch nicht. Ausserdem frag ich mich, was Prinzipien wie diese sollen. Natuerlich ist das meiste, was die Amis machen, Mist, so auch die Todesstrafe. Oft zappeln die Verurteilten ja viel laenger rum als geplant, womit gesagt ist, dass die Amis nicht mal gescheit toeten koennen. Heutzutage bin ich allerdings dafuer, dass schleunigst jemand einen Film macht, in dem SLOBODAN MILOSEVIC getoetet wird, von einem Soeldnertrupp, der dafuer 10 Millionen von der UNO erhaelt, oder von UNICEF oder vom ROTEN KREUZ oder von NTV. Es soll ein Dokumentarfilm sein, und weil Heinz Sielmann tot ist, moege ihn ein anderer machen, der was von Tieren versteht. Es ist doch so, dass einige den Tod nun mal verdient haben. Frueher hab ich ja mal bei Amnesty mitgemacht und mich vor allem fuer das Aussetzen der Todesstrafe fuer drei Mitglieder des ANC (African National Congress) eingesetzt. Bittbriefe an unseren damaligen Kanzler und die Regierung in Suedafrika nutzten nichts, eines Morgens vor der Schule erfuhr ich in den Nachrichten, dass die drei gehaengt worden waren. Wenn man einen Film gegen die Todesstrafe macht, der wirklich tief ist, dann muss man also unbedingt entschluesseln, welche Machtfaktoren dazu fuehren, dass sie ueberhaupt moeglich gemacht wird. Das Streben nach Macht naemlich ist meines Erachtens eine viel staerkere und zerstoererische Triebfeder als rassistische Anwandlungen oder sadistische Mordgelueste. In dieser Hinsicht leistet Eastwood hier nicht allzu viel, aber wie koennte das auch sein, er musste ja selbst mal Buergermeister werden. Zwischen den Zeilen teilt er uns Maennern eher noch mit, dass es ganz nett ist, mit 60 und ergrauten Haaren junge Kraemerladenbesitzerinnen anzumachen. TRUE CRIME ist zumindest unaufdringlich, der grosse Nachklang fehlt jedoch, und stimmungsvolles Lokalkolorit wie in SAVANNA kommt auch nicht auf. Eastwoods Figur ist sympathisch fehlerbehaftet. Kein Make my day-Machismo mehr, viel Understatement. Selbst der Soundtrack bleibt dezent, und so traegt der Film zumindest eine hollywood-untypische Handschrift.

KILLER

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