SIXTH SENSE



Buch & Regie: M. Night Shyamalan
Start: 30. Dezember 1999

Ein Freund von mir sagte einmal, nachdem wir nach DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER das Kino schweissgebadet verlassen hatten, der Film sei anstrengender als Arbeiten. Ich finde, das passt viel besser zu SIXTH SENSE. Der Film macht einen fertig. Fix und fertig.

Nein, nicht weil der Film so spannend ist - ist er. Oder gruselig - man sieht zwar ein paar Fratzen, aber das schockt heute keinen mehr. Es ist auch nicht Bruce Willis, der eine sehr undankbare Rolle hat, die von jedem x-beliebigen männlichen Schauspieler hätte besetzt werden können, aber er stört nicht. Und das, obwohl er nicht ballern darf, sondern nur geballert wird. Fertig macht einen auch nicht das Sponsoring der Modeindustrie, die in diesem Film wirklich nichts zu suchen hat, sich aber geradezu aufdrängt, wenn man Schaufensterauslagen und Dresscode von Bruce' Film-Ehefrau Olivia Williams vergleicht. Fertig machen könnte einen höchstens Olivia Williams als Anna Crowe, der Frau von Kinderpsychologen Dr. Malcolm Crowe (Bruce Willis). Ihr Mann schuftet und schuftet und schuftet, nur um Cole Sear (Haley Joel Osment), einem verstörten kleinen Jungen, zu helfen. Und was macht sie? Nöhlt rum, zickt, schmollt: "Hey, Alter, bin ich Luft für dich?"
Ja, das hat mich fast fertig gemacht. Es hat die Länge des ganzen Films gebraucht, bis ich sie endlich begriffen habe. Das hat mich fast noch fertiger gemacht.

Henkersmahlzeit

Aber eben nur fast fertig. Da ist Lynn Sear (Toni Collette), die Mutter von Cole, schon besser. Die arme Frau! Schuftet und schuftet und schuftet, nur um Ihrem kleinen verstörten Jungen zu helfen. Das macht zwar sie, aber immer noch nicht mich richtig fertig.

Will kein Eisen essen!

Bleibt nur noch Dirk Digglers grosser Bruder Donnie Wahlberg als Vincent Gray (Nein nein, nicht Cole Sear als Erwachsener! Nein nein, der Film ist keine Rückblende!). Hi hi, armer Bruce: Donnie durfte rumballern! Das hat vielleicht Bruce fertig gemacht, aber mich nicht.

Die Story auch nicht wirklich, obwohl die - wie auch schon im FIGHT CLUB - erst durch das Ende diese hervorragende Qualität erhält, weswegen ich hier munter drauf los schwalle und mich hüten werde, auch nur ein Wort über Handlung & Hintergrund zu verlieren! Jedes Wort wäre eins zuviel.

Was mich fertig gemacht hat, ist ein - ich wage es kaum zuzugeben - ein KIND. Dieser Haley J. Osment. Er hat es geschafft. Läuft fast einen ganzen Film lang nur mit Heulschnute aus völlig abwegigen Gründen rum, ohne mich zu nerven, sondern im Gegenteil noch Mitleid hervorzurufen. Weil: Er hat doch diese Visionen (soviel darf ich ja verraten, das tun Trailer ja auch). Dabei ist es nämlich völlig egal, ob diese Visionen echt sind oder nicht, scheißegal ist das. Es geht doch einzig und allein um den Schmerz, den dieser Junge im Umgang mit diesen Visionen empfindet: Einsamkeit. Isolation. Mißtrauen der Umwelt gegenüber. Angst. All das verursacht Schmerz. Und den kann dieser 11-jährige Bengel verdammt gut vermitteln.

Lange Rede, kurzer Sinn: Vorausgesetzt man ist nicht zu fertig.

emma

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