SHADOW OF THE VAMPIRE
Regie: E. Elias Merhige
Start: 21. Juni 2001
Alle Jahre wieder kommt die Oscar Verleihung. Alle Jahre wieder
sage ich: "Emma, tu's dir nicht an! Du regst dich nur wieder auf!".
Und alle Jahre wieder hänge ich vor der Glotze und... rege mich
auf.
Dieses Jahr ging's. Ich war mir aller Manipulationen, Bestechungen
und Vetternwirtschaft bewußt. Mir konnte eigentlich nichts passieren.
Meine mir tröstend zur Seite stehenden Freunde hatten mich
abgelenkt: mit gutem Essen, gutem Bier und gutem Sarkasmus.
Tja, das hat alles hervorragend funktioniert - bis dann dieser
goldene Meister Proper für die beste männliche Nebenrolle vergeben
werden sollte. Da hat auch Brians Spezial- Salsa versagt.
Aufgesprungen bin ich! Was? Benicio Del Toro für TRAFFIC? Wie? Das
geht doch gar nicht! Alles Verschwörung, reine Political Correctness!
Nur, damit die Hispanics ihren eigenen Helden haben! Nix gegen Benicio
(der in FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS und SNATCH ja auch
sehr beeindruckend war) oder gar Hispanics (im Gegenteil!), aber
dafür gleich diese Auszeichung? Bei
der Konkurrenz?
Daß Joaquim Phoenix in seiner Peter Ustinovs Nero (QUO VADIS)
das Wasser reichen könnenden Darstellung des Kaiser Commodus in
GLADIATOR nicht jeden
überzeugen konnte, dafür kann ich mit Phantasie noch
Verständnis aufbringen.
Aber jemanden, der mal so eben Klaus Kinski samt
1921er Original mühelos an die Wand spielen kann *lufthol*
...
...ich beruhige mich ja schon wieder. Die Rede ist von William
Dafoes genialer Darbietung des Nosferatu (oder, wie manch
andere glauben, des Nosferatu- Darstellers Max Schreck) in
E. Elias Merhiges Making of F.W. Murnaus Stummfilmmeisterwerk
NOSFERATU von 1921. Herr Elias präsentiert den Herrn Murnau
(John Malkovich) & seine devoten Kollegen derart
unhollywoodesk düster, daß man sich wirklich wundert, wo
PRO7 (oder wo auch immer Making ofs heute gesendet werden) dieses Material
ausgegraben hat. Vor Allem erfährt man, warum man denn so
gar nichts über den wahren Max Schreck weiß. Ein
richtiger AKTE X- Fall, wussten doch
die Macher schon damals die grausige Wahrheit zu verbergen. Robert DeNiro
war angeblich gar kein Vorbild für Max Schreck in Sachen Method
Acting, nein nein, man munkelt von Acting kann nicht die Rede
sein. Diese blutige Lektion muss so mancher Kollege schmerzlich erfahren.
Ich weiß gar nicht mehr,ob Udo Kier auch gebissen wird,
aber erklären würde es seinen Auftritt in BLADE schon...
Definitiv kein Film für den Fast- Film- Kinogänger, der Schrecken sitzt
hier viel mehr in der Tiefe (Neeeiiin - ich rede nicht von
DEEP RISING), die Hans Schifferle vom Frankfurter
Strandgut viel viel besser erklären und zitieren kann als ich:
Vielleicht ist in SHADOW OF THE VAMPIRE die Kinomaschine
selbst der große Vampir, gegen die der echte Blutsauger recht
alt aussieht. Greta Schröder, die das Filmemachen nicht
besonders mag, sagt verbittert: "Ein Theaterpublikum gibt mir Leben."
Und dann deutet sie auf die Kamera:
"Dieses Ding da saugt mir dagegen das Leben
aus dem Leib."
|
Für Freunde des alten Kinos ein Muss, für mich
ein Beweis, daß Hollywood sehr wohl gute Filme machen kann.
Das beruhigt!
"Why don't you eat the script girl?"
"Oh, the script girl. I'll eat her later."
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Bildmaterial:
© Twentieth Century Fox
of Germany