SMALL TIME CROOKS
ticktack?
(Schmalspurganoven)

Buch & Regie: Woody Allen
Start: 30. November 2000

Wenn's am Schönsten ist, soll man aufhören!

Alle Jahre wieder bringt Woody Allen einen neuen Film heraus, - dessen Spieldauer sich fließbandproduktionsbedingt meist in Grenzen hält, 90 Minuten, plusminus X. Anerkennen muss ich die Leistung aber allemal, fällt es mir doch schon schwer, jede Woche über mindestens einen Film zu schreiben. Daß es ab und an nach mehreren Filmen aussieht, halte ich nach wie vor für eine optische Täuschung.
Nun denn, mit jedem Woody- Allen- Meisterwerk weiß ich mich dennoch nicht anzufreunden. Bei CELEBRITY gelang es mir sogar, schon während der Vorstellung sämtliche Filmgeschehnisse zu verdrängen. Ich hatte nach dem Film nicht die geringste Ahnung, worum es darin ging und konnte dementsprechend wenig dazu schreiben. Auch Musicals sind nicht so mein Ding.


Trautes Heim, Glück allein:
Frenchy (Tracey Ullman) und ihr Gatte Ray (Woody Allen).

Wenn's am Schönsten ist, soll man aufhören!

Damit meine ich keineswegs Woody Allens jährliche Filmveröffentlichungen, vielmehr den Verlauf der Geschichte, die er uns in SMALL TIME CROOKS erzählt. Allerdings wäre es dann eine andere Geschichte geworden. Jedenfalls kehrt Herr Allen mit SCHMALSPURGANOVEN wieder zu einer konventionelleren Art des Filmemachens zurück, die ich dann doch zumindest recht unterhaltsam fand. SCHMALSPURGANOVEN ist eine lupenreine Komödie mit Slapstick- Elementen, auf letztere welche ich jedoch auch hätte teilweise verzichten können.


Über den Dächern von New Jersey mag die Freiheit grenzenloser sein als im Knast, aber ein Sonnenuntergang freilich, der wäre in Miami viel schöner.

Was auch immer ein Schmalspurganove ist, Ray Winkler (Woody Allen) ist einer, ebenso wie seine Kumpels. Und so schlägt der Plan, eine Bank auszurauben, indem sich die Mannschaft in einer nahegelegenen Pizzabude niederlässt, in welcher Rays besser Hälfte Frenchy (Tracey Ullman), des Pizzabackens unkundig, mit Plätzchen für die nötige Ablenkung sorgen soll, während Ray sich im Keller zur Bank gräbt, gehörig fehl.

If I had a...

Fernsehberichte über New Jerseys weltbesten Cookie- Laden und kilometerlange Warteschlangen vor der Bude sind nämlich nicht direkt die Art Ablenkung, die Ray vor Augen hatte. Und das was er vor Augen bekommt, als der Tunnel endlich fertig ist, das gleicht auch weniger einer Bank, denn einem Boutique- Lagerraum. Ein Kekse liebender Polizist setzt dem Eisberg da nur noch die Krone auf.

Womit wir an der schönsten Stelle des Films angelangt wären, denn dieser legt unseren Ganoven nicht etwa Schellen an die Hände, sondern ein Geschäftskonzept ans Herz. Franchising heisst das Zauberwort, und so finden sich unsere Ganoven in keinem schmalen Knast wieder, sondern in der Chef- Etage des Big Business der Keks- Industrie.


Dies wäre ein genialer, witziger Schlussstrich unter SCHMALSPURGANOVEN gewesen, aber Woody Allens Film fängt nun erst richtig an. Die holde Ehefrau, vom plötzlichen Reichtum überfordert, sucht sich ihren Weg in die High Society und ist dabei genauso erfolgreich wie ihr Gatte im Tunnelgraben. Selbiger mag sich den neuen Benimmregeln gar nicht unterordnen und sehnt sich fast nach alten Zeiten, während Frenchy beim schmierigen Kunsthändler David (Hugh Grant) Haute- Couture- Nachhilfestunden nimmt und der sie aus.


Der Großteil der Geschichte gefällt mir, nur wenn Woody Allen auf einer Party in Inspektor- Clouseau- Manier unbeobachtet eine Treppe versucht hochzuschleichen und ständig von Passanten angesprochen, dieselbe wieder herunterstolpert bis zum nächsten Anlauf, dann finde ich den Slapstick nicht zum Rest des Filmes passend, ebenso wie die Szene, in der er eine kostbare Perlenkette gegen eine billige Kopie austauschen möchte und prompt die beiden Stücke nicht mehr auseinander halten kann. Solche Witze muss man nicht in die Länge ziehen, wenngleich manch anderer genau an dieser Stelle seinen persönlichen Höhepunkt erlebte und von einer geradezu gelungenen Hommage an Buster Keatons Zeiten schwärmte.

Tja, wenn's am Schönsten ist, soll man aufhören!
Nur ist's für jeden eben nicht an der gleichen Stelle schön.

KO

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