Sie nennen ihn Radio
(Radio)
Regie: Mike Tollin
Start: 6. Mai 2004
Grundlage des Drehbuchs ist ein Artikel in der Zeitschrift Sports
Illustrated von Gary Smith und von 1996. Er - und damit auch der Film
- erzählt die Geschichte von James Robert Kennedy aus Anderson, South
Carolina, einem geistig zurückgebliebenen, verschlossenen Schwarzen,
und dem Cheftrainer des Football-Teams der Hanna High School.
Wieso sie ihn Radio nennen, sollte nach einem kurzen Blick auf das obige
Titelbild beantwortet sein. Doch Radio (Cuba Gooding, Jr.) sammelt nicht
nur UKWs. Wenn ihm ein Football in den Einkaufswagen fällt, nimmt er
dieses Geschenk ebenso dankbar an wie einen Hamburger oder eine Cola.
Football-Trainer Harold Jones (Ed Harris) macht schließlich Radios
Bekanntschaft geknebelt und zusammengekauert in einem Geräteschuppen,
denn nicht jeder ist einem einfältigen, schwarzen Hirni neidlos
wohlgesonnen. Jones erklärt Radio zu seinem Schützling,
lässt ihn an den Football-Trainings und sogar am Schulunterricht
teilnehmen, wofür selbst seine vernachlässigte Familie, Ehefrau
Linda (Debrah Winger) und Tochter Helen (Sarah Drew), nicht immer
Verständnis aufbringt. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die -
sonst wäre der Film schon zu Ende - noch so mache Hürde
überwinden muss.
Nun, das klingt nach jeder Menge Schmalz, doch ich muss dem Film zu Gute
halten, die Dramaturgie kommt subtiler daher als in den 1001 (vermutlich
alle nach der gleichen Drehbuchvorlage abgedrehten) Disney-Schmachtfetzen
mit ihren computersterilen Hoch- und Tiefpunkten. Ich komme Kai, dem
Pressebetreuer, fast helfend zur Seite, als Werner zu einer vernichtenden,
viertelstündigen Abhandlung Luft holt und verweise bezüglich
Patriotismus auf das viel schlimmer abschreckende Beispiel AUS LIEBE ZUM SPIEL mit
Kevin Costner. (Vor allem wollte ich mit Werner natürlich noch etwas
essen gehen vor dem nächsten Film und da sind Viertelstunden extrem
kostbar.)
Ganz ohne dramaturgische Rahmenhandlung, die - das kann man sogar zwischen
und in den Zeilen dem Presseheft entnehmen - allerdings eher aus Liebe zum
Kino und nicht zur Realität entworfen wurde, geht es eben nicht, doch
ich bin dankbar, dass die einzelnen Stationen des Films nicht so
überzogen und dafür umso unterhaltsamer dargestellt werden. Als
viel mehr als durch einen Zeitungsartikel motivierte Unterhaltung sollte
man RADIO auch nicht verstehen.
Cuba Gooding, Jr. als James Robert Kennedy und James Robert Kennedy
als... - äh, er selbst.
Kein Szenenfoto also, denn im Film sind die beiden wohl kaum zusammen zu
sehen. ;-)
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Bildmaterial:
© Columbia TriStar