Million Dollar Baby
Regie: Clint Eastwood
Start: 24. März 2005
Jeder Film ist ein Drama, sagt Werner, auch eine
Komödie. Und er lamentiert über die Unart seines Verlages,
seine Filmbesprechungen mit diesem Genre-Stempel zu verzieren.
Filmwissenschaftlich gesehen hat er sicher recht. Aber ganz so eng sehe
ich es dann doch nicht. Es geht ja auch darum, dem potentiellen Publikum
einen Eindruck zu vermitteln, was es erwartet. Und solange unter
Drama Schreiber und Leser dasselbe verstehen, sollten sie sich
verstehen.
Als Maggie Fitzgerald (Hilary Swank) zum ersten Mal Frankie Dunn (Clint
Eastwood) begegnet, fürchte ich schon, Clint Eastwood hat sich wieder
eine Liebesgeschichte mit einer Frau, die seine Enkelin sein könnte,
ins Drehbuch schreiben lassen. KILLER hingegen glaubt, die Frau entpuppe
sich am Ende bestimmt als Dunns Tochter, zu der er schon seit vielen
Jahren keinen Kontakt mehr hat. Dass wir beide falsch liegen, spricht
für den Film. Und es gibt noch ein paar weitere gute Gründe.
Tough is not enough!
Regel Nummer 1: Always protect yourself!
My darling, my blood!
Wenn das Blut aus der gebrochenen Nase spritzt,
bricht der Ringrichter den Kampf ab.
Maggie hat noch zirka 10 Sekunden bis zum technischen K.O.
Denn MILLION DOLLAR BABY erzählt eine kurzweilige Geschichte mit
Wendungen, die man nicht unbedingt erwartet (wenn man nicht gerade zu viele
Inhaltsangaben liest). Und so kommt es, dass der Box-Film (als Drama) uns
hinlänglich überrascht, während KILLER und ich gerade zu
erraten versuchen, ob Frankies Schützling im Endkampf um die
Meisterschaft den Titel nun gewinnt oder nicht. Streng genommen kann man
es ja nicht erraten, denn jedem Drehbuch stehen zu jedem Zeitpunkt
selbstverständlich alle Möglichkeiten offen - dem einem gelingt
es nur glaubwürdiger, dem anderen weniger, den Erzählstrang in
eine neue Richtung abzubiegen.
Eastwood als Regisseur gelingt es dabei immer, weitab der Grenze zum
schnulzigen Tränendrüsenroman zu bleiben und sich ganz nebenbei
so ausleuchten zu lassen, dass man seinen Falten die 72 Jahre gar nicht
abnimmt. Und das Drehbuch gibt am Ende selbst der Off-Stimme, die mich in
Filmen oft etwas stört, da sie den Verdacht erweckt, der
Erzähler müsse die filmischen Unzulänglichkeiten des
Regisseurs ausgleichen, einen Sinn. Bravo!
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