niedlich

MARTHA, MEET FRANK, DANIEL & LAURENCE

Wenn Shakespeare-Darsteller zum Film wechseln, wird es nicht selten peinlich. Von Kenneth Branaghs Ausnahmeleistung in dem ansonsten eher ueblen Gingerbread Man einmal abgesehen, ist der mein Paradebeispiel fuer diese These. Overacting beherrscht eben nur einer wie Tom Cruise, und nicht jedes Gesicht, das wir im Theater ertragen, wollen wir vergroessert auf einer Leinwand sehen. Und natuerlich wollen wir wegen mangelnder Mimik eines Hauptdarstellers auch nicht in ein kleines Schachtelkino laufen, wo es nicht so auffallen wuerde, weil die Leinwand zur TV-Groesse geschrumpft ist. Wenn man nun Tom Cruise und Joseph Fiennes kreuzen koennte, dann kaeme vielleicht in beiden Faellen was Brauchbares raus. Denn Joseph, Bruder des nun allseits geliebten Ralph, ist nicht nur einer der drei Darsteller, die, befreundet, beinahe gleichzeitig unwissentlich ein und dieselbe Frau umwerben, sondern auch einer drei relativ Unbekannten, die Regisseur Nick Hamm zwecks Glaubwuerdigkeit als Protagonisten besetzen wollte. Und jener Joseph Fiennes ist ueberfordert. Zu britisch, zu reserviert. Kein Wunder, dass einer der anderen des Trios, naemlich Rufus Sewell, schon mal von jenem Kenneth Branagh fuer HAMLET missbraucht wurde. Den Film, wohlgemerkt. Man erwarte mit Spannung dagegen den kurzen Auftritt von Ray Winstone, den wir aus Ken Loachs LADYBIRD, LADYBIRD kennen, um zu verstehen, mit welcher Nonchalance jemand praesent sein kann. Ausnahmsweise krankt hier ein Film also mal an seinen Darstellern, einzig Monica Potter als begehrte Martha bringt die Reisende ueberzeugend, die uns in ihrer Fluechtigkeit vertraut ist wie all die Touristinnen, die wir begehren, weil wir wissen, dass sie uns nicht ewig auf dem Portemonnaie oder dem Sack liegen werden. BULLETPROOF und Filmehefrau von Nicolas Cage in CON AIR, hat sie sich schnell in unsere Erinnerung gespielt. Nick Hamm meint dazu: "Jeder Raum wird heller, wenn Monica ihn betritt." Das erinnert mich daran, dass meine Gluebirnen gerade aus sind, und wie praktisch doch solch eine Frau sein koennte ... Wo ich Euch diesmal mit so vielen Namen behellige und Ihr dauernd von Zeile zu Zeile springen muesst, um noch zu kapieren, von wem gerade die Rede ist – hier kommt noch einer: Peter Morgan. Drehbuchautor u.a. von POISON IVY, KING RALPH und THE SILENT TOUCH. Der hat sein Handwerk gelernt und mit der Vorlage bereits ausgeschlossen, dass Fehlbesetzungen die Geschichte kaputtspielen. Die ist beinahe so elegant konstruiert wie Altmans SHORT CUTS, und wenn dann am Ende die Handlungsstraenge zusammenfuehren, vergisst man gerne, wie unwahrscheinlich und letztlich doof-banal die Story ist. Intelligenter als Morgan kam man das nicht verbergen. Das ist Kunst.

Und irgendwie inspiriert mich der Film, der John Cleese gefiel, zu einem zweiten Gewinnspiel. Schickt mir doch einfach unter dem Stichwort LIEBE mal die schoensten Liebeserklaerungen, die Ihr kennt, oder die Ihr selbst empfangen oder verteilt habt. Dafuer verlose ich den Soundtrack zu STEALING BEAUTY (Gefuehl der Verfuehrung), jenem Bertolucci-Film mit Musik von Portishead, John Lee Hooker, Nina Simone u.a. Einsendeschluss ist der 31.08.98.

KILLER

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