LITTLE VOICE
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Drehbuch & Regie: Mark Herman
Start: 24. Juni 1999

LITTLE VOICE - großartiger Film.
Ein Film mit Tauben und Stummen, Menschen, die nie zuhören und anderen, die nie gehört werden.

Wer denkt, Billy (Ewan McGregor, in einer zwar tragenden, aber dennoch Nebenrolle) sei introvertiert, der kennt Laura Hoff (Jane Horrocks) noch nicht. Die steht so gar nicht gerne im Mittelpunkt und tut es dennoch, nämlich in dem der Geschichte. Da kann sie sich noch so viel in ihr Zimmer verkriechen und die Umwelt mit dem Lautstärkeregler ihres Plattenspielers bekämpfen.

some say Einen Lautstärkeregler bräuchte auch Mari (Brenda Blethyn), Lauras Mutter, und zwar zum Runterdrehen, denn im Gegensatz zu Laura, die uns erst mal lange im Unklaren läßt, ob sie überhaupt der Sprache mächtig ist, ist Mari der Sprache nicht nur mächtig, sondern übermächtig und auch sonst - und nicht nur für ihr Alter - so ziemlich überdreht.

ray Über Laura (Übrigens: So langweilig müßte meine Traumfrau sein, und vom Aussehen kommt das auch schon ganz gut hin. Das nur mal all denen, die denken, ich spiele den ganzen Tag Tombraider ;-) möchte ich mich am Liebsten gar nicht weiter auslassen, liegt die über - ziemlich viele übers hier - raschende Wendung des Filmes doch eigentlich hinter der von mir gezogenen Linie zur Inhaltsüber... äh sorry, wiedergabe, was keine Kritik am Film sein soll, es wirkt ja wunderbar, nur bin ich hier gezwungen, mal wieder viel zu viel zu verraten, als mir lieb ist, um auch nur annähernd einen Anhaltspunkt geben zu können, worum es geht.

Also denn... Ja, Laura kann sprechen, tut es nur nicht recht oft, und wenn, dann anders, als man denkt und anders, als sie singt. Und singen tut sie mit den Stimmen ihrer und ihres Vaters Stars, wie Judy Garland, Shirley Bassey oder Marylin Monroe, sprich, der ihr vom Plattenteller nahen Showgrößen, und zwar mit einer solchen Perfektion, daß der schon in die Jahre, doch nie zum großen Durchbruch gekommene Showagent Ray Say (Michael Caine), gerade noch auf Lauras Mutter, einen ganz anderen Höhepunkt erlebt, als erwartet.

some sayray

Feinfühlig und nicht überzogen spielt der Film nun mit den Rollen von Ausbeuter und Ausgebeuteten, ohne dabei ein allzu starke Polarisierung wie sonst so oft üblich vorzunehmen, und ganz am Rande hat LITTLE VOICE dann noch diesen Hang zur durch und durch gemeinen Komik, was ich wohl schon hätte viel früher erwähnen sollen, und wenn wir schon beim Allesverraten sind, eine wirklich ungewöhnliche und dennoch durchaus gerechtfertigte Definition von Happy- End.

Für einen Liebesfilm halte ich LITTLE VOICE allerdings nicht, denn auch wenn zwischen Laura und Billy auf deren ganz eigene Weise die Funken sprühen, wer eine Liebesgeschichte erwartet, der wartet, und zwar praktisch bis zum Schluß, was nun aber auch wieder nicht heißen soll, LITTLE VOICE hätte keine romantischen Momente, und denen mangelt es - wie eben allem im Film - in keinster Weise an Intensität.

Wie im Abspann erwähnt, sind alle Songs von Jane Horrocks selbst interpretiert. Doch nicht nur das, die große Galaszene, aus der alleroberstes Foto stammt, filmte man in voller Länge live, um dem Kinopublikum etwas von der Magie des Bühnenstückes The Rise and Fall of Little Voice von Jim Cartwright, dem der Film nachempfunden wurde, zu vermitteln. Dabei stellt LITTLE VOICE keine Kopie des Originals dar, sondern enthält eigene, neue Handlungsstränge, aber... die gleiche Hauptdarstellerin, denn The Rise and Fall of Little Voice wurde Jane Horrocks quasi auf den Leib geschrieben.
Und das merkt man auch noch im Film.

KO

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Bildmaterial:
© Scotia