I WANT YOU
Martin

Regie: Michael Winterbottom
Drehbuch: Eoin McNamee
Start: 1. Oktober 1998

"Wir suchten einen ,Kleinstadt-Thriller' und zufällig hatte Eoin ein Script geschrieben, das in einem ählichen Milieu spielte. Wir wollten etwas drehen, was überschaubar ist, inhaltlich und finanziell, etwas, in dem die Stimmung und das Gefühl wichtiger sind als der Plot.", sagt Produzent Andrew Eaton über I WANT YOU. Cut
Mit anderen Worten: Scheiß auf die Story, Hauptsache schön bunt.
So gesehen, das ging dann wohl voll daneben. Zwar arbeitet Kameramann Slavomir Idziak sehr viel mit farbigen Filtern, um besagte Stimmungen visuell zu untermauern, aber die Story ist deswegen noch lange nicht primitiv. Nicht unbedingt unüberschaubar, aber verglichen mit Hollywood... Überschaubar? Nun gut, für einen Winterbottom vielleicht. Dann will ich von dem Mann aber nichts Unüberschaubares sehen.
Natürlich habe ich es mir bei I WANT YOU auch unnötig schwer gemacht, schaffe ich es doch nicht einmal 87 Minuten ruhig sitzen zu bleiben, mit dem belastenden Wissen im Hinterkopf, die Toilette ganz für mich alleine haben zu können. Nun ist das stille Örtchen Farhaven, gespielt von der britischen Ortschaft Hastings, East Sussex, zwar von mir aus überschaubar, die Handlung des Films aber nicht so vorhersehbar wie zum Beispiel von, hm, sagen wir mal SOLO FÜR KLARINETTE, dem schlechtesten Film aller Zeiten, und ich verpisse, ups, verpasse glatt die Schlüsselszene. An dieser Stelle mal ein dickes Lob ans Presseheft. Und auch gleich einen Rüffel: Liebes Presseheft, "Für alle Fälle Fitz" schreibt man ohne S. Ansonsten war mir die Information allerdings neu.

Auch beim Pilotfilm der hierzulande sehr erfolgreichen TV-Kultserie CRACKERS führte Winterbottom die Regie.

Ob Robbie Coltrane auch soviel improvisieren durfte/mußte? Das ist nämlich so die Winterbottom'sche Art, und so ist ein Großteil der Dialoge von I WANT YOU noch nicht einmal aus dem Drehbuch abgelesen.

When Smokey sings Zum Inhalt nur soviel: Erzählt wird die Geschichte von Helen (Rachel Weisz) und Martin (Alessandro Nivola) aus der Perspektive von Honda (Luka Petrusic, der, was die Dialoge - jetzt mal so rein verbal betrachtet - angeht, ziemlich wenig improvisieren muß, aldiweil er nämlich gar nix redet), dem Bruder von Smokey (Labina Mitevska), der ortseigenen Nachtclubsängerin, gerade eben noch WELCOME TO SARAJEVO undd jescht auf unschere Schoubühne. Soll ich in dem Zusammenhang nochmal was zum Thema Titten sagen? Nein, ich lass es, merke schon, ich wiederhole mich. Hätte auch fast wieder darauf herumreiten müssen, warum sich Frauen denn immer von den Fieslingen rumkriegen lassen, während (Wir reden mit) Bob (Ben Daniels), seines Zeichens Radiomoderator und unfreiwillig platonischer Freund von Helen, mal wieder in die Röhre schaut. Aber wie gesagt, eben nur fast. Habe ich schon erwähnt, daß ich die Schlüsselszene verpaßt habe?

Lauschangriff Ok, noch ein Wort zum Kameramann, es sollte kein Engländer sein, der Großbritannien somit durch die Augen eines Ausländers sieht. Na gut, das kann man auch billiger haben. Den Film einfach nicht in Großbritannien aufführen.
Ich frage mich nur, wie das mit der lobenden Erwähnung, mit der er auf der Berlinale 1998 bedachte wurde ist. Einmal auf die Schulter geklopft?
Das hast Du aber fein gemacht, Slavomir!

KO

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