Invictus - Unbezwungen
(Invictus)
Regie: Clint Eastwood
Start: 18. Februar 2010
Yippie!
Endlich wieder eine abendliche Pressevorführung.
Jeder wahre Filmkritiker ist entsetzt. Spätschicht.
Frau und Kinder beschweren sich: Wärst du doch Bankangestellter
geworden! Dann hättest du jeden Tag um 16 Uhr Feierabend und
wärst zudem ausgeschlafen, wenn du nach Hause kommst!"
Doch ich bin kein wahrer Filmkritiker, sondern nur der arme, kleine
kinokiller, der am Tag, während die wahren Filmkritiker arbeiten,
arbeiten muss, um sich Kinokarten kaufen zu können für
Vorführungen, die zu Zeiten kommen, zu denen wahre Filmkritiker
entsetzt wären. Und daher freue ich mich.
Meine Freundin, die aus Gründen, die sich mir nicht
erschließen, nicht mit will, macht mir noch kurz Vorhaltungen, warum
ich kein Bankangestellter geworden wäre, der gut ausgeschlafen um 16
Uhr nach Hause kommt, um das Geschirr zu spülen, weil sie den ganzen
Tag dazu keine Zeit hat, da sie im Internet nach Filmkritiken surfte, da
bin ich auch schon auf dem Weg und kurze Zeit später nicht mehr,
sondern da, im Kino - um mir mit all den anderen wahren Filmkritikern
INVICTUS - UNBEZWUNGEN anzusehen.
Dabei war dies keineswegs Gott gegeben, denn als ich so las, wovon
INVICTUS - UNBEZWUNGEN handelt, da war auch ich für kurze Zeit
entsetzt, denn wenn sich schon die Gelegenheit bietet, eine
Pressevorführung des Abends zu sehen, dann hätte ich mir gerne
eine andere gewünscht als die Verfilmung der Lebensgeschichte von
Nelson Mandela.
Werner - um weiterhin nicht zum Punkt zu kommen - hätte sich vor
Allem einen anderen Hauptdarsteller gewünscht, da er Morgan Freeman,
aus welchen Gründen auch immer, mit Sicherheit aber
nachvollziehbareren als die meiner Freundin, auf den Tod nicht ausstehen
kann. Daher kam Werner, obwohl er zu den Privilegierten gehört,
denen weder Frau, noch Freundin Vorhaltungen über eventuelle
abendliche Vergnügungen und/oder Pressevorführungen machen, auch
nicht zur eben solchen.
Und - um auf den Punkt zu kommen, oder dem Punkt zumindest näher -
Werner (aus seiner Sicht) hatte recht, denn für einen
Morgan-Freeman-aus-welchen-Gründen-auch-immer-Hasser ist INVICTUS mit
Sicherheit kein Hochgenuss, steht Morgan Freeman als Nelson Mandela doch
sowas vom im Mittelpunkt des Filmes, dass man nur hoffen kann, dass er
seine Sache gut macht, damit auch ein anständiger Film dabei heraus
kommt.
Und!
Werner hat was verpasst! Denn Morgan Freeman macht seine Sache so gut, dass man
Matt Damon gar nicht mehr gebraucht hätte. Und
nicht nur das, INVICTUS ist so komplett andersartig im Vergleich zu einem
Film, wie man ihn über Nelson Mandela erwarten würde. Oder - um
die Sache ein Wenig zu relativieren - wie ich ihn erwarten
würde. Denn abgesehen davon, dass man, sollte man nicht wissen, dass
Nelson Mandela heute und mit 92 Jahren noch am Leben ist, manche Sekunde
um sein Leben fürchtet, weicht INVICTUS - UNBEZWUNGEN stark vom
Schema F eines normalerweise mit Hochs und Tiefs gespickten Drehbuchs ab,
und entwickelt sich zunehmends zu einem Feel-Good-Movie allererster
Klasse. Und man kann sich getrost ein weiteres Mal fragen, wie einem Mann,
der seine Sache als Dirty Harry zwar bravourös meisterte, der aber
dennoch nur ein schmutziger Harald war, solche Meisterwerke gelingen.
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