IN THE MOOD FOR LOVE
Buch & Regie: Kar-Wai Wong
Start: 30. November 2000
Neulich fragte ich mich, ob es wohl gut sei, einer verheirateten Frau,
die ich schon lange kenne, eindeutige Komplimente zu machen. Das koennte
ja in eine Affaere muenden. Ist die Frau vielleicht ungluecklich in ihrer
Ehe, hat sie schon seit Jahren keine lieben Worte mehr von ihrem Mann gehoert,
hat sie Lust auf anderen Sex?
All diese Fragen wirft Wong Kar-Wais Film gar nicht auf.
In schwebender Atmosphäre, sich häufig wiederholenden Bewegungen,
Handlungen und Gesten seiner schönen Protagonisten, in Zeitlupe und unter
Aussparung expliziter Sexszenen begegnen sich zwei Menschen, deren Ehepartner
eine Affaere miteinander haben. Da ist es ja schon oekonomisch und
asiatisch- pragmatisch, dass die Uebriggebliebenen ebenfalls eine Beziehung
beginnen. Das versetzte mich in der Pressevorfuehrung in einen angenehm
erotisierten Zustand, der allerdings Grenzen kannte, weil mir Maggie Cheung
nicht besonders gefaellt. Ich stellte mir also jene Asiatin aus meinem Leben
vor, mit der ich selbst eine Affaere haben koennte, aber Tony Leung, das war
ich in meiner Phantasie, denn der gefaellt mir, besser als ich, das war schon
recht so.
Zwischendurch bekam ich Zweifel, ob eine so zaghafte und dezente
Annaeherung wie im Film heutzutage in Deutschland moeglich sei. Und dann war
mir nicht klar, warum zum Teufel die beiden sich nicht einfach von ihren
heuchelnden Ehepartnern trennten. Da ich mich heute, 10 Tage später, schon
kaum noch an den Film erinnern kann, wird KO wohl doch recht haben, der nicht
einmal waehrend der Vorstellung sonderlich beeindruckt war. Das ist ein Film,
in dem man sich auch langweilen kann. Die geschmackvollen Bilder koennen nicht
verdecken, das IN THE MOOD FOR LOVE aus einer MOOD FOR FILMMAKING entstanden ist,
stylish, ohne ausreichend tief konzipiert zu sein. Wuerde man in Asien prinzipiell
so verhalten lieben, gaebe es dort keine Ueberbevoelkerung.
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Bildmaterial:
© Prokino