INSTINCT

(Instinkt)

Regie: Jon Turteltaub
Start: 15. Juli 1999

Gerald DiPego, der schon PHENOMENON schrieb, zeigt auch als Autor von INSTINCT einen Hang zum Tiefsinn. Basierend auf dem Bestseller ISHMAEL (hier bestellen) von Daniel Quinn entwirft er das Psychogramm eines Forschers (Anthony Hopkins), der so lange unter Gorillas lebt, dass er ihr Verhalten annimmt, besonders seinen Beschuetzerinstinkt in sich wiederentdeckt. Das laesst ihn dann einige Wilderer abmurksen, was ihn in den Knast bringt, wo sich ein Psychologe (Cuba Gooding Jr.) von ihm beeindrucken laesst. Im wesentlichen lehrt Hopkins, vollhaarig, animalisch und ueberzeugend, die Menschen, sich nicht zu Herrschern ueber andere aufzuspielen, weder in der freien Natur noch im Gefaengnis. Das Buch ISHMAEL ist da schon komplexer. Es gibt einen Dialog zwischen einem gelehrten Gorilla (der vielmehr seine Gedanken uebertraegt als spricht) und einem Menschen wieder, in dessen Verlauf biblische Mythen, anthropologische und historische Erkenntnisse hinterfragt werden, um zu Einsichten zu gelangen. Zum Beispiel der, dass der Mensch als Jaeger und Sammler dem Tier das er mit anderen ist, aehnlicher war. Dass die Tatsache, dass der Mensch quasi die Stellung von Goettern einzunehmen trachtet, zu seiner Ruecksichtslosigkeit und seinen Fehlhandlungen fuehrt. Dass Agrarkultur weniger Menschen ernaehrt, als sie an einen Ort bindet. Dass Ueberproduktion von Nahrungsmitteln Ueberbevoelkerung verursacht. Usw.


Ich habe gerade ein paar Stunden Diskussion zu diesem Thema mit einem Freund hinter mir. Einerseits musste ich zugeben, dass mich der Film zur Lektuere des didaktischen Buches veranlasste, dann das Buch zum Nachdenken (ich wollte mir gleich eine wassersparende Klotaste besorgen und ueberdachte meine weitere Unterstuetzung fuer Kambodscha - sie sollte nicht aus Mitleid geschehen). Andererseits stoerte mich einiges Unausgegorenes, das in Folgebaenden wie ISHMAELS GEHEIMNIS (MY ISHMAEL) angesprochen sein mag. Das staendige Rekurieren auf die millionenalte Geschichte von Tier und Mensch (wer war schon dabei, wo sind Zeugenaussagen?) beim gleichzeitigen (offenbaren) Leugnen historisch bedingter Verantwortung, die Tatsache, dass nicht WIR verhungern, wenn wir die Hungernden nicht fuettern, sondern Menschen, die instinktiver leben als wir und damit tierisch-menschlicher - , ein nicht zu leugnender (juedisch) religioeser Unterton beim Aufgreifen der alttestamentarischen Geschichten, wobei auf obiger Website wiederum behauptet wird, alle Religionen faenden Rechtfertigungen, sich von anderen abzugrenzen, statt sich mit allen GLEICHzustellen. Schliesslich schrieb ich meine Bedenken an die Betreiber der Site und damit auch Daniel Quinn. Wann gibt es so was schon mal, dass man mit einem Autor, der eine neue Weltsicht vermitteln will und damit einen Film initiiert, so leicht und offen in Kontakt treten kann? Ich empfehle INSTINCT also gleichermassen wie ISHMAEL, ich moechte zu gerne wissen, wer sich aufgrund des Filmes noch so alles das Buch besorgt und zumindest denkt: Ja, stimmt, so geht es nicht weiter. Daniel Quinn will keine allgemeingueltige Sicht promoten, sondern appelliert an jeden einzelnen, seinen eigenen Weg zu finden zu einer neuen Anschauung als Alternative zur existierenden. Wer beim Film bleibt, darf sich zumindest daran erinnert fuehlen, dass instinktive Entscheidungen die richtigsten, die wahrsten sein koennten.

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