ENCOUNTER IN THE THIRD DIMENSION
(Odyssee 3D - Aufbruch in die 3. Dimension)
Buch & Regie: Ben Stassen
Im Unterschied zu den bisherigen IMAX- 3D- Produktionen steht bei
ENCOUNTER IN THE THIRD DIMENSION der Spaß- Faktor im Vordergrund.
Marktstrategisch geschickt liegt der Start in Frankfurt somit auch parallel
zum Ferienbeginn, da sich Schulen unter Umständen weniger für den
reduzieren Education- Anteil begeistern könnten.
Nichtsdestotrotz ist ENCOUNTER IN THE THIRD DIMENSION in meinen
Augen ein waschechtes Edutainment- Produkt. Das Storyboard ist
wie üblich übelst: Ein verwirrter Professor (Stuart Pankin), der vergeblich
versucht, eine perfekte 3D- Show zu präsentieren und dabei von einem
virtuellen, alte Witze reissenden Maskottchen unterstützt und gepiesackt wird.
Die Stimme des Maskottchens wird im Original ebenfalls von Stuart Pankin
gesprochen. Selbstgespräche der dritten Generation, hehe.
Der edukative Teil erzählt uns dann dennoch die Geschichte der
Dreidimensionalität von ihren Anfängen bis ins Jetzt oder ein wenig
darüber hinaus.
M.A.X. macht mobil.
Daß ich ENCOUNTER IN THE THIRD DIMENSION dennoch wirklich jedem
empfehlen kann, liegt schlichtweg am gnadenlosen 3D-Effekt.
Ich kann den Film hier leider nicht mit den vorangegangenen Produktionen
vergleichen, da ich mir weder die T-REX- Vorstellung, noch - wer könnte es
mir verübeln - SIEGFRIED & ROY angesehen habe. Aus den Trailern
derselben kann ich allerdings schlussfolgern:
- Auch T-REX hat eine bescheuerte Story, an der man sich aber nicht
zu stören braucht.
- SIEGFRIED & ROY sind am Ende wahrscheinlich noch die inhaltlich am
wenigsten peinliche Produktion.
- Alle 3D- Filme faszinieren wegen der 3D- Effekte. Punkt.
Optisch toppt ENCOUNTER IN THE THIRD DIMENSION dieses Erlebnis durch
eine komplett am Computer entstandene Kulisse, in welcher sich nur
zwei auf Kohlenstoff basierende Lebewesen tummeln. Dies ist zum einen
der schon genannte halbdoppelte Professor, zum andere die wohl in USA
- aber mir vollkommen un - bekannte Trash- Ikone Elvira als - absichtlich
paradox - künstlich erzeugtes 3D- Modell und Mistress of the Dark.
Man erfährt, daß die ersten Filme in 3D gedreht wurden und erst später
durch billigere Produktionsverfahren für Cinemascope- Filme eine
Dimension dem schnöden Mammon zum Opfer fiel und fährt (ohne er) in
einer futuristischen Achterbahn durch eine ebenso futuristische Welt,
in welcher einem - Ihr habt es erraten - futuristische Lebewesen
begegnen. Ich hätte fast gesagt, die Nase küssen.
Es lebe 3D!
Huuuiiii!
Die Erklärung der hier verwendeten State- of- the- Art- Projektion
reicht allerdings nicht über das Level einer niederwertigen Einleitung
hinaus: Das Bild wird zweimal aus leicht unterschiedlicher Perspektive
aufgenommen und zwei Bilder an die Leinwand projeziert. Die Brille, die
uns alle wie Marsmenschen erscheinen lässt und die Marsmenschen bisher
wahrscheinlich davon abgehalten hat, mit uns Kontakt aufzunehmen, filtert
nun für jedes Auge eines der Bilder heraus, und das Gehirn, dumm wie Stroh,
denkt natürlich promt, Hey, 3 Day.
Hakt man später weiter nach, wie denn diese Filtertechnik
funktioniert, endet das Maximum an Erklärung mit dem Wort
Polarisationsbrille. Nun gut, ich habe in dem Bereich schon ein
wenig herumgeschnüffelt und kann dazu noch etwas mehr sagen, aber vom
wissenschaftlichen Standpunkt ist meine Aussage wahrscheinlich immer
noch ungenügend oder schlichtweg falsch. Nichtsdestotrotz gebe ich sie hier
einmal zum Besten: Schwingen Lichtwellen normalerweise in alle
Richtungen, so wird den Projektoren je ein Filter vorgeschaltet, welcher
nur noch Wellen mit vertikaler oder - für das andere Auge - horizontaler
Schwingung hindurchlässt. Die Filter der Brille blocken nun jeweils eine
dieser beiden verschieden polarisierter Lichtwellen, womit nur ein Bild pro
Auge das Gehirn erreicht. Wie im richtigen Leben quasi. Dreht man den Kopf zum
Beispiel (Nein, nicht nach hinten! Schräg!), so funktioniert das Prinzip
nicht mehr, da die jeweiligen Lichtwellen nun beide Augen erreichen.
KILLER fragt, was man dagegen tun kann. Nun, in Forschungseinrichtungen
wird auch mit sogenannten Shutter- Brillen gearbeitet, hier wird zu einem
Zeitpunkt nur ein einziges Bild projeziert, aber schnell hintereinander
wiederum zwei verschiedene, die Shutter- Brille schaltet im gleichen Takt
ein Auge immer schwarz. Der 3D- Effekt ist hier meines Erachtens noch etwas
besser, jedoch ist das Verfahren für Massenverführungen (sic!) leicht ungeeignet
(Stichwort: Brillendiffusion ;-). Nun ja, 200 Besuchern einen VR- Helm
aufzusetzen, sollte sich ebenfalls als marktwirtschaftlicher Unsinn erweisen.
Die Achterbahnfahrt, ja, da hätten wir uns alle natürlich auch noch die
zugehörige Bewegung gewünscht. Ha, ich saß schon einmal auf einer Motion-
Plattform, in der man mit Steuerknüppel und VR- Helm ausgestattet,
sogar seine eigene Geschwindigkeit regulieren konnte *angeb*,
die Grafik war leider nicht im Geringsten so faszinierend wie hier.
Mein Voschlag, das IMAX- Kino doch komplett mit einer riesigen
Motion- Plattform zu unterbauen, stieß leider auf wenig Gehör.
Pah! Ihr werdet schon noch sehen. Irgendwann gibt es das...
Im Autotechnik- Museum Sinsheim zum Beispiel stehen kleine
Zwei- Mann- Apparate, allerdings ohne 3D, und zwei
etwa 20 Menschen fassende, große Brüder, von denen ich nun aber nicht
genau weiß, ob man dort vielleicht schon ein rüttelndes 3D- Erlebnis
erfährt. Jedoch auf keinen Fall mit einer solch überdimesionalen Leinwand
wie der des IMAX.
Über eine weitere Informationslücke in ENCOUNTER IN THE THIRD DIMENSION
hält uns Claus nach der Vorstellung noch eine Vorlesung.
Und zwar, welche Filme früher alle in 3D gedreht wurden.
DIAL M FOR MURDER, PHANTOM DER OPER und (vielleicht) Buster Keatons
SEVEN BRIDES, von welchem es gerade eine ziemlich misslungene Kinowelt-
Neufassung gibt. Und jetzt kommt der Hammer: Statt die Filme in
3D vorzuführen, gingen die Verleihe dazu über, auf eine der beiden
Rollen zu verzichten und das Ganze im normalen Kino abzunudeln.
Wer weiß, welche Rollen vielleicht aus Unwissenheit sogar einfach
in der Mülltonne landeten. Tja, soviel zum Thema, was wir in
ENCOUNTER IN THE THIRD DIMENSION nicht erfahren haben.
Wie gesagt: Story extrem kindisch, 3D extrem realistisch, vielleicht für
allzu kleine Kinder sogar etwas zu realistisch (Tanzende
Totenköpfe und eine mir sehr sympatisch aggressive Techno- Spinne
lassen das ein oder andere Blag am Ende noch von der Brüstung springen.),
ziemlich beeindruckende Grafiken, und einer Person, welche Euch vielleicht
noch irgendwann unter dem Namen Cinerella Silberblick begegnen wird,
wurde brillenbedingt kotzübel. Silberblick und Polarisationsbrille
sind eben dann doch zuviel des Guten oder anders ausgedrückt:
Tja, liebe Cinerella, die (virtuelle) Realität ist eben (manchmal)
zum Kotzen...
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