Hustle & Flow
Kiss Kiss!
Regie & Drehbuch: Craig Brewer
Start: 17. November 2005

Das Bild auf der Einladung zur Pressevorführung sprach Bände. Irgend so ein blöder Rapper-Film. Mental landete die Einladung nach 3 Sekunden im Müll. Klar, dass ich da nicht hin gehe. Klar, dass ich dafür keinen Urlaubstag opfere.

Den Urlaubstag opferte ich dann für meine Freundin, nämlich genau die zwei klausurfreien Wochen ihrer Semesterferien..., - die sie alsdann mit einem Vollzeit-Ferienjob füllte. Da kam mir die Presse-Einladung zu ZORRO gerade recht, und wenn ich schon mal in Frankfurt bin, so konnte ich mir genauso gut auch HUSTLE & FLOW noch anschauen. Verrisse sind eh viel leichter zu schreiben.

Dass ich nun nicht über den Film herziehe, sondern mühsam die Seite zu füllen versuche mit irgendwelchen Geschichten über Urlaub, Freundinnen und Ferienjobs liegt schlichtweg an folgendem:

Zum Teufel! Der Film ist gar nicht schlecht!
Fast schon gut. Nein, nicht fast. Er ist gut. So ein Mist aber auch.
Bang Bang?

Die Crew:
Anthony Anderson, Elise Neal,
Terrence Howard, Taryn Manning,
Craig Brewer, Taraji P. Henson und D.J. Qualls.
Und wer ist Schuld?
Der Mann mit der Mütze ist Schuld!
Craig Brewer ist Schuld!
Oder sein Vater.
Der ist nämlich einfach so mir nichts, dir nichts im Alter von 49 Jahren gestorben. Aber Craig Brewer erzählt das viel schöner als ich, daher zitiere ich:

"Mein Vater war gestorben, sehr unerwartet; ich fing an, über meine eigene Sterblichkeit nachzudenken. Ich verlor ihn durch einen plötzlichen Herzinfarkt - er rauchte nicht und trank nie, aber im Alter von 49 Jahren beendete ein Blutklümpchen sein Leben. Wenn man der einzige Sohn ist, und der Vater stirbt mit 49, dann denkt man unwillkürlich, dass man über das Alter von 50 hinaus mit geborgter Zeit lebt. Da ich zu diesem Zeitpunkt 27 war, konnte ich nicht anders als zu denken, dass ich schon über die Halbzeit hinaus war.

Zur gleichen Zeit etwa war ich damals in Memphis auf der Suche nach Locations für einen anderen Film, als eines Tages dieser Zuhälter auf mich zukam. Er versuchte, mir eine seiner Frauen anzubieten, und war mit seinem Gemurmel, seinem geschäftigen Gehabe, seinem Geschwätz unnachgiebig - er versuchte sogar, mir sein Auto zu verkaufen. Und da habe ich diese zwei Elemente zusammengebracht - ich dachte, 'Mann, was wäre, wenn dieser Kerl dieselbe Midlife Crisis hätte wie ich, und dann plötzlich darüber nachdenken würde, etwas Kreatives zu tun - was für eine Art von Geschichte wäre das wohl?'. Ich stellte mir vor, dass seine Kreativität in der Musik liegen würde - in Memphis bedeutet das im Hip Hop, im Crunk - und dass sein Geschäfts-Geschwätz in seinen Rapstil einfließen würde."


Ob Craig Brewer indes das Auto gekauft hat - oder die Hure -, das verrät er uns nicht. So oder so, DJay, der Film-Zuhälter, textet uns (und sein Gegenüber) gleich in der ersten Einstellung ordentlich zu, aber nicht mit dem üblichen Yo- Man- You're- the- Man- and- I'm- the- Nigga- Scheiß, sondern eher philosophischer Natur. Diese Art von Gegensatz macht Spaß und spaßig geht es auch weiter. Und dann liebt man auch die harten Hip-Hop-Rhythmen.
Sing Sing
Wenn der Zuhälter zum Rapper wird,
dann wird die Hure (Taraji P. Henson) ganz schnell zur Chanteuse.

Dass die Rolle des DJay dabei von keinem bekannten Rap-Star gespielt wird, sondern von Terrence Howard, der bisher eher nur in Fernseh-Serien glänzte, ist hierbei nur ein weiterer Genie-Streich des in ein und derselben Person vereinten Drehbuch-Autors und Regisseurs, der es damit sofort in die Top-Ten meiner Lieblings-Regisseure geschafft hat.

Lasst Euch also von den Werbe-Plakaten nicht abschrecken und viel Vergnügen, ganz nach dem Motto Yo, Man! Don't judge a book by its cover.

Die zweite Woche meines Urlaubs habe ich dann übrigens storniert, - ebenso wie meine Freundin ihren Ferienjob.

KO

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Bildmaterial:
© UIP