FOR LOVE OF THE GAME
(Aus Liebe zum Spiel)
Regie: Sam Raimi
Start: 18. Mai 2000
Kevin Costner wird eben auch älter, meine lieben Altersheim- Groupies,
die ihr, wenn ihr schon K.C. nicht bekommen könnt, doch wenigstens von
einer Nacht mit (oder einem Kind von) Mick Jagger träumt.
Da liegt es doch auf der Hand, Kevin Costner einen alternden,
ausgehalfterten Baseball- Star spielen zu lassen, welcher sich in seinem
vielleicht letzten Spiel an sein langweiliges Leben zurückerinnert,
als wäre es gestern gewesen. Und - man stelle sich vor - der letzte Tag
war das sogar...
Fünf Jahre früher hat Billy Chapel (Kevin Costner) Jane (Kelly Preston)
kennengelernt. Am Straßenrand. Autopanne.
Aber weil Billy Chapel ja ein richtiger Held ist, genügt ein Blick in den
Motorraum und der Wagen läuft wieder wie geschmiert und ein Blick
in Janes Augen und er holt sich noch nicht mal ölige Finger oder einen
runter die nächste Zeit.
Macht er aber bestimmt eh nicht, weil ein echter Held, der macht
sich nicht schmutzig und gibt immer die korrekten Antworten.
Und so kann das Publikum, wenn es gut genug aufpasst und flink
reagiert, auch schnell die Antwort auf die Frage "Glaubst Du
an Gott?" brüllen, während Kevin Costner noch einen letzten Heldenzug
der guten amerikanischen Heimatluft einatmet.
Merken! Der Spruch zieht immer:
"Baby, was auch immer gleich passieren mag,
ich liebe Dich!"
"Sir? Sind Sie nicht Billy Chapel?"
"Ja, der bin ich."
"Ich bin... Mein Vater war... Erinnern Sie sich?"
"Ah - ja, ich erinnere mich. Grüße Deinen Vater.
Er war ein großartiger [Pitcher/Schläger/wasweißich]."
Mit einem ordentlichen Schuß Patriotismus wird auch aus der
sinnlosesten und überflüssigsten Unterhaltung ein ernstzunehmendes
Statement, und FOR LOVE OF THE GAME ist in seiner Art schon derart göttlich
genial schlecht und lachhaft, daß es schon fast wieder gut und zum Lachen
ist.
Beim Spiel, wo Männer noch echt Männer sind,
da jammert man nicht lange rum, wenn die Seife runterfällt.
Da bückt man sich.
Ich will Regiesseur Sam Raimi damit gar nicht seine mitunter durchaus guten
(filmischen) Ideen schlechtreden. Wenn Billy Chapel den Ball rechts an den
Zuschauerohren vorbeischleudert, und das Zischen der durchtrennten Luft im
nächsten Moment und Bild durch einen vorbeirasenden Zug zu neuem Leben
reinkarniert, hat das einen gewissen Reiz, welcher jedoch durch die
Vorstellung relativiert wird, wie dem mit Jogginganzug und Baseball- Kappe
bekleideten übergewichtigen
Durchschnittsamerikaner dabei vor Ehrfurcht sein Popcorn aus der Hand fällt
auf dem Weg von der extragroßen Tüte mit kostenloser Refill-Option zum Mund,
während er mit diesem offen und den Augen groß etwas wie Wow! vor sich
hinbrabbelt. Und wenn Jane im Krankenhaus aus vollem
Leibe IST DAS NICHT AMERIKA? LIEBEN WIR NICHT ALLE BASEBALL?
kreischt und alle in ihrem Treiben innehalten, um Billy den nicht öligen
Finger wieder anzunähen,
meine ich es durchaus ernst, dieser Film kann Spaß machen,
und so gehen wir alle beim phänomenal(en) kitschigen Ende auf die Knie,
strecken die Arme gen Himmel und brüllen mit aller Kraft:
VOLL AUSBLENDEN!!!
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Bildmaterial:
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