FESTEN
(Das Fest)

Regie: Thomas Vinterberg
Start: 7. Januar

Die Rede
Kein Fest ohne Rede.
Christian (Ulrich Thomsen) hat das große Los gezogen...

"Es gibt wohl keine Komödie, die schwärzer ist, als Thomas Vinterbergs Das Fest" schreibt der Guardian, und ich bin beruhigt...

Der Rausschmiss
... und will gar nicht mehr freiwillig aufhören.
Sein Bruder Michael (links, Thomas Bo Larsen) - der, mit der nassen Hose - und ein paar Gäste bringen ihm schonend bei, daß das Essen fertig ist.

Mein erster Gedanke war nämlich folgender: "Mein Gott, wenn ich irgend jemandem erzähle, daß ich das lustig fand, komme ich für lange Zeit ins Gefängnis."
Jetzt weiß ich wenigstens, daß ich mich dort in guter Gesellschaft befinde.
Andererseits schreibt der Guardian auch "Und wohl noch nie ist eine Tragödie von derartigen Heiterkeitsausbrüchen begleitet worden."
  Die Bedienung Pia (Trine Dyrholm) und Christian.
Vorher...
... und nachher. Das Zimmermädchen
Warum passiert mir sowas nie?

Das dürfte den Guardian- Redakteuren den Hals retten und mich wieder alleine sein lassen. Ziehe also auch ich meinen Kopf geschickt aus der Schlinge, doch nicht ohne vorher zu erwähnen, daß der Guardian sonst noch allerlei hochtrabendes Zeug schreibt, um jedem GODZILLA- Fan klarzumachen, "Junge, das ist nichts für Dich!".
Muß man wohl einfach bei einem Film, der den Preis der Jury aus Cannes nach Hause gebracht hat und außerdem als Europäische Entdeckung des Jahres den Europäischen Filmpreis 1998 erhielt, zusammen mit La vie rêvée des anges für den der Autor dieser Zeilen wiederum gerade mit dem INTernet ELite Award für das oberflächlichste Arschloch ausgezeichnet wurde, nur weil er nicht geschrieben hat, daß man nach dem Film viel mehr über die Menschen im Film weiß als vorher. Dieser Fehler soll ihm an dieser Stelle nicht nochmals unterlaufen. Dieses Jahr soll der Preis doch bitte an die Redaktion des Radio RPR Clubmagazins gehen, die über CENTRAL STATION sinngemäß folgendes schrieben: "Berlinale- Auszeichnungen (goldener und silberner Bär) garantieren Langeweile."

Die Hose
Die Kellnerinnen im Landgasthof scheinen alle nur eins im Sinn zu haben.
Sieht Thomas Bo Larsen hier nicht fast ein wenig wie Fox Mulder aus?
Vorsicht beim Link, KILLER hält nicht viel von geringen Bandbreiten...

Zurück zum Film: Nach DAS FEST kennt man die Menschen im Film viel besser als vorher. Das ist um so erstaunlicher, da man sie am Anfang gar nicht kennt und es zwischenzeitlich als ungemein spannend empfindet, was man denn nun erfährt, denn eins scheint klar, irgendetwas ist faul im Staate Dänemark. Nur was kann das sein, das fast den halben Film braucht, bis es endlich aus dem Sack gelassen wird? Nach so langer Zeit? Ja, da wäre einem doch die ganze Spannung versaut, wenn ich das jetzt hier verrate? Also, dann sag ich's jetzt: ... Autsch! Na gut, dann eben nicht. Habt Ihr übrigens LOLITA gesehen? Ich nicht. Auch wurde ich in keine Großfamilie hineingeboren, so wie Christian (Ulrich Thomsen), der sich mit seinen verbleibenden Geschwistern, deren Familien und allerlei sonstigen Verwandten und Bekannten an diesem beschauerlichen Tag im Landgasthof seines Vaters Helge (Henning Moritzen) einfindet, um dessen 60. Geburtstag zu feiern, und ich habe das gerade wegen der Feiern immer bedauert. Nachdem ich nun aber weiß wie es hinter den verschlossenen Türen solcher Mega- Events zugeht, bin ich gleich etwas weniger deprimiert.

Der Vater
Helge (Henning Moritzen) und seine Frau Elsa (Birthe Neumann).
Gespannt lauscht Helge Christians Rede. Auch Elsa ist hochinteressiert.
Naja, vielleicht kennt sie die Geschichte ja schon...

Bleibt mir noch die Sache mit der Schlinge: Auch wenn ich - vollkommen zu Unrecht - während des Films hin und wieder an SITCOM denken mußte, das man reinen Gewissens als Komödie bezeichnen darf (muß? ;), ist DAS FEST doch eher eine Tragödie (Nee, das habe ich mir ganz alleine überlegt, reiner Zufall, daß der Guardian das auch schreibt...). Ich schreibe das nur, um keinen SITCOM- Fan zu enttäuschen, der sollte vielleicht besser auf HAPPINESS warten, der schlägt sogar noch SITCOM, was ich zu diesem Zeitpunkt für schier unmöglich gehalten hätte. Wer in der Zwischenzeit aber nichts vor hat und es auch etwas nachdenklicher mag, kann sich dem HAPPINESS- Main- Theme ruhig schon einmal hier nähern. DAS FEST ist bei allem Sinn für Humor und Perversion trotzdem eher ein Auto- Renn- Film (oder so ähnlich oder gerade überhaupt gar nicht oder kann man ihn einfach nicht einordnen, weil man das gar nicht darf?). Dem Action- Freak wird es zu langatmig und weilig sein und der KINGDOM- Fan wird an Lars (von) Trier denken, nicht ganz zufällig, denn zusammen mit Christian Levring und Søren Kragh- Jacobsen, bilden Lars von Trier und Thomas Vinterberg nicht nur ein zu groß geratenes Skat- Team, sondern auch die Gruppe DOGMA 95, und da mir scheint, daß deren Regeln auf Deutsch noch gar nicht durchs Internet schwirren, und das Presseheft so nett ist sie aufzulisten, tippe ich sie hier einmal ab, dann wird auch klarer, warum einem die Machart des Filmes nicht gänzlich unbekannt vor- und der Action- Freak nicht auf seine Kosten kommt.
Ganz so "schlimm" wie sich manch einer DAS FEST nun vorstellen mag, ist es aber definitiv nicht, will sagen, wenn ein Radio RPR Redakteur schreiben sollte, Cannes Award und Europäischer Filmpreis garantieren Langeweile, dann lügt er. Außerdem hat sogar GODZILLA einen Europäischen Filmpreis gewonnen, wenn auch nur den Popkorn- Fresser- Award.

Der Koch
Ein Hund kam um die Ecke und stahl dem Koch ein Ei,
da nahm der Koch nen Löffel und schlug den Hund zu Brei...
Auch Chefkoch Kim (Bjarne Henriksen) ist ein enger Freund von Christian.

Wer will kann die Dogma 95- Regeln ja auswendig lernen, nach ihnen leben, sich DAS FEST anschauen und deren Einhaltung überprüfen (Hallo Rentner!). Ich kannte sie nicht, auch nicht auswendig und gerade Punkt 10 hat mich etwas erstaunt, aber ich habe Vertrauen. Punkt 10 "umgeht" man wohl am Besten, indem man sich auch am Drehbuch beteiligt, was Thomas Vinterberg denn auch tat.

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KO

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