District 9

Drehbuch & Regie: Neill Blomkamp
Start: 10. September 2009

Frankfurt am Main ist pressevorführungstechnisch eine Art District 9. Während in Hamburg fast alle Filme zweimal vorgeführt werden, einmal in der Originalfassung, einmal in der Synchro, manchmal sogar dreimal, aus welchem Grund auch immer, so schauen die ausgestoßenen und/oder außerirdischen Journalisten in Frankfurt immer öfter in die Röhre anstatt auf die Kinoleinwand, da immer mehr Filme in Frankfurt gar nicht mehr vorgeführt werden. Soziale Unruhen sind die Folge, und Erfolge stellen sich scheinbar ein, als ein Aufschrei durch die Metropole geht, für DISTRICT 9 gäbe es nur Vorführungen in Hamburg, Berlin, Köln und München. Während in China ein Sack Reis umfällt, poppt den journalistischen AOL-Mitgliedern unter uns ein Pop-Up um die Ohren: You got mail!

Und der Inhalt:

Bei der Gelegenheit möchte ich nur kurz auf meine Bild-Manipulations-Fähigkeiten aufmerksam machen. Während man die für die Frankfurter (und Düsseldorfer - Wieso denn die eigentlich auch?) Journalisten relevante Änderung doch eindeutig als nachträglich eingefügt zu erkennen wagt, habe ich es gewagt, die Namen der Kinos, in denen die Vorführungen stattfanden, auszuradieren. Wesentlich unauffälliger, wie ich finde. Sollte in Zukunft eine Pressevorführung in Frankfurt also daran scheitern, dass sich niemand findet, der die Einladung editiert, ich stelle mich gerne zur Verfügung... ;-)

Zurück zum Thema "Erfolg". Erfolgreicher als erwartet verlief der US-Kinostart von DISTRICT 9. Gleich am ersten Wochenende spielte der Film 37 Millionen Dollar ein und wanderte damit schnurstracks auf Platz 1 der US-Kinocharts. Damit hatten die Kinobonzen nicht gerechnet und erhöhten flugs einmal das Werbe-Budget für Good Old Germany, auf dass dem Publikum hier der Film auch schmackhafter gemacht würde. Und ein paar dieser Milliarden finanzierten somit auch die nachträglich für Frankfurt anberaumte Pressevorführung, wodurch nun zirka 20 bis 30 weitere Journalisten in die Lage versetzt worden sind, von DISTRICT 9 zu schwärmen, und Schwärme von Kinobesuchern ins Kino zu locken, die mit Bezahlung ihrer Kinokarte diese Milliarden locker wieder hereinholen. Viel mehr als Beschwerdebriefe an den Verleih dürfte es uns also bringen, wenn wir alle in Zukunft Kinokritiken für den amerikanischen Markt schreiben, und die Filme, die wir sehen wollen, ohne sie bis dato gesehen zu haben, schnell mal in den Himmel loben.

Apropos Himmel - am Himmel über Johannesburg hängt seit 20 Jahren regungslos ein Raumschiff. Im Stile eines Documentaries erzählt DISTRICT 9 mehr oder weniger die Geschichte des Verschwindens von Wikus van der Merwe (Sharlto Copley), einem Mitarbeiter der Multi-National United (MNU), der die Kontrolle über die Außerirdischen, deren Ankunft sich weitaus weniger spektakulär als erwartet präsentiert, übertragen wurde.

Als jemand, der die ganzen Pseudo-Reportagen, mit denen die Nachrichten-Sender die Lücken zwischen den meist gleichen Nachrichten auszufüllen versuchen, um auch nur annährend die 24 Stunden, die ein Tag nun mal hat, voll zu bekommen, oder die Sender wie DMAX gleich ganz ohne Nachrichten dazwischen rund um die Uhr senden, langsam hasst wie die Pest, musste ich mich an diesen Doku-Stil und die verwackelte Hand-Kamera erst einmal gewöhnen, hatte ich meine Erwartungen doch ziemlich hoch gesteckt und ein imposantes Special-Effects-Spektakel im Stile von HERR DER RINGE erwartet. Doch letztendlich ist es am Ende genau das, was DISTRICT 9 ausmacht. Da werden einem absolut irreale Außerirdische präsentiert, als wären sie das Normalste auf der Welt. Und sollten denn tatsächlich einmal welche bei uns landen, dann wären die Bilder in den Nachrichten denen aus DISTRICT 9 wohl ähnlicher als aus INDEPENDENCE DAY. Wenn man bedenkt, dass jede Woche Filme über Filme neu ins Kino kommen, so ist es doch erfrischend, dass es immer wieder einzelnen davon gelingt, sich aus des Masse abzuheben und einem Kino neu zu präsentieren, und DISTRICT 9 ist zu 109 Prozent einer von denen.

KO

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>> DVD (ab 28.12.09)

Bildmaterial:
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