BUT I'M A CHEERLEADER
foursome
(Weil ich ein Mädchen bin)

Regie: Jamie Babbit
Start: 21. Dezember 2000

Eigentlich ist Megan (Natasha Lyonne) gar nicht lesbisch, sie hat nur ein paar pubertär- typische, verwirrende Cheerleader-Phantasien, ein Melissa Etherigde- Poster im Zimmer und einen Freund, der besser küsst als ein Frosch. Aber auch nur besser als ein Frosch. Außerdem muss man gar nicht lesbisch sein, es genügt vollkommen, wenn das alle denken. Eltern, beste Freundin, Freund und *schwupps* findet man sich - Amerika hat ein Heim für jede Randgruppe - in Mary Browns Rehabilitierungscamp True Directions wieder, wo man ganz schnell lernt, wo's lang geht. Bei soviel Pink vor Augen und Vier- Bett- Zimmern voller vermeintlich Gleichgesinnter, da wär' es doch gelacht, wenn man nicht geheilt als echte Lesbe zurück in die Gesellschaft fleucht.

Smoke Signals
Megan (Natasha Lyonne), der Traum aller Eltern,
erst von der Homosexualität geheilt, dann unter die Haube.

In SLUMS OF BEVERLY HILLS mimte Natasha Lyonne laut damaligen Presseinfos noch mit ausgestopfter Hilfe die vollbusige 15-jährige, in BUT I'M A CHEERLEADER füllt sie den BH vielleicht nicht ganz so stark, dafür wohl aber ohne Socken. Wiedererkannt hätte ich sie trotzdem nicht. Womöglich liegt dies jedoch nur daran, daß ich mir Schauspielergesichter schlichtweg nicht merken kann, denn Neve Cambell erkannte ich dafür umso genauer. Und die spielt gar nicht mit. Clea DuVall heisst die Kleine stattdessen.

*Quaaak*
Graham (Clea DuVall) und Megan (Natasha Lyonne).
Und wer ist hier der Frosch?

RuPaul Charles, berühmteste Drag- Queen Amerikas und auch hier bekannt, spielt selbstironisch Mike, den durch und durch heterogenen Ausbilder der Truppe, und Megans Vater ist - mein Gott - niemand anderes als Bud Cort, der selbstmordende Harold aus HAROLD AND MAUDE. Und um die Kurve zu bekommen, sei noch Megans Mutter Nancy erwähnt, gespielt von Mink Stole, die ansonsten oft - wenn nicht immer - in John Waters Filmen zu finden ist.

True Ere...
So sieht RuPaul Charles ohne Perücke aus.

An John Waters musste ich denn auch denken, ganz ohne dieses Hintergrundwissen, schlicht wegen des recht trashig angehauchten Storyboards. Das alleine wäre nicht so schlimm, doch kann sich die Überzeichnung, mit der sämtliche Klischees bedient werden, nicht mehr so recht als Satire abheben. Wenn die Männer mit ihren Hintern entig wackeln oder auf Besenstiehlen stillos über den Bildschirm tänzeln, während sie sich und Hände daran reiben, dann wirkt das auf mich doch eher pennälerhaft.

So schlecht wie der Film indessen vielleicht sogar ist, fand ich ihn komischerweise trotzdem nicht. Die übermächtigen Verrisse aus USA hingegen rühren wohl eher daher, daß diese doch mit selbstironischen Satiren so ihre Schwierigkeiten haben. Denn Camps und Seminare, die Homosexuellen den richtigen Weg zu zeigen sich auf die Fahnen geschrieben haben, die gibt es in Amerika nämlich tatsächlich.

KO

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