Casino Royale


Regie: Martin Campbell
Start: 23. November 2006

Schon im zweiten Satz lügt das Presseheft: Basierend auf dem ersten Bond-Roman von Ian Fleming, erzählt die bis dato noch nie verfilmte Geschichte den Werdegang des berühmtesten Geheimagenten der Welt.
Fish and Chips
Mads Mikkelsen als Bösewicht Le Chiffre.
Im dänischen ADAM'S APPLES spielte er noch einen abgedrehten Priester mit Gehirntumor, dem am Ende der halbe Kopf weggeschossen wird - ohne, dass er stirbt. Womöglich kommt daher das Blut in seinen Augen.

Denn just Ian Flemmings erster James-Bond-Roman wurde sogar dreimal verfilmt, zweimal davon nicht im Rahmen der "regulären" James-Bond-Produktionen, da die Rechte des Buches noch anderweitig vergeben waren. So startete schon 1954 - ein Jahr nach Veröffentlichung des Romans - Barry Nelson als Jimmy(!) Bond in Rahmen einer TV-Serie - die einen derart mächtigen Erfolg feierte, dass man keine weiteren Abenteuer produzierte, hätte das damalige Stromnetz doch so viele Zuschauer nicht verkraftet. 1966 schlüpfte in einer James-Bond-Parodie dann David Niven in dessen Rolle. Das Wort "Parodie" muss hierbei jedoch neu definiert werden - vor Allem das Wort "komisch" hat in dieser Definition keinen Platz mehr. Die vollkommene Sinnlosigkeit dieser Verfilmung dürfte nur unter Einfluss stärkster, psychedelischer Drogen ein breites Grinsen ins Gesicht des Betrachters zaubern, was in diesem Zustand auch der Tagesschau oder dem RTL-Comedy-Tanker 7 Tage, 7 Köpfe gelänge. Ob es an den schnippelwütigen Kabel 1 Indianern liegt oder so geplant war, spätestens als Peter Sellers (und nicht David Niven) als Quasi James Bond in seinen Rennwagen steigt, um eine Verfolgungsjagd aufzunehmen, und in der nächsten Einstellung in Gefangenschaft gefoltert wird, ohne dass man wüsste, was in der Zwischenzeit geschehen ist, ist der Höhepunkt des sinnfreien Schaffens erreicht. Sei lediglich noch vermerkt, auch diese Verfilmung kann einen Jimmy Bond bieten, Woody Allen als kleinwüchs- und geistiger Sohn des Meisterdetektivs.

Der neue James Bond (Daniel Craig).
Geschüttelt oder gerührt?
Sieht er so aus, als ob ihn das interessiert?

Ich bin kein Verfechter von O-Ton-Fassungen, aber im Original würde ich fragen:
Does he look like he gives a damn?!

Und das kommt wesentlich besser rüber.

Schwer ist es also nicht für die 21. James Bond Verfilmung, ihre namentlichen Vorgänger zu schlagen. Umso erfreulicher, dass sie nicht nur das um Längen tut, sondern auch sonst zu den besten Bond-Verfilmungen schlechthin gehört. Was auch immer man im Vorfeld schlechtes über Daniel Craig gelesen haben mag, dass er zum Beispiel beim Dreh über seine eigenen Füße stolperte, oder ein totales Weichei sei, es ist vollkommen belanglos, denn im Film kommt dieser Bond verdammt gut rüber, weniger geschniegelt und gebügelt als seine Vorgänger. Als farblos hat Claus ihn nach der Vorstellung bezeichnet. Doch genau diese Farblosigkeit verleiht ihm Farbe. Dieser Bond ist weniger perfekt, er ist ungehobelt und auch brutaler, das mag wohl sein. Doch er ist auch ernsthafter, an was den Bond-Filmen spätestens mit Einführung von John Cleese als Tüftler Q leicht fehlte. Da kommt es CASINO ROYALE gerade recht, dass in dieser Romanvorlage weder Q noch Gimmicks eine Rolle spielen.

Wenn schon keine Gimmicks, dann aber Girls.
Doch auch Vesper Lynd (links, Eva Green) ist kein typisches Bond Girl.

Bleibt abzuwarten, wie es mit JAMES BOND 22 weitergeht. Bond Fan war ich bisher keiner. Doch jetzt - jetzt bin ich es erst einmal.

KO

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Bildmaterial:
© Sony Pictures