UNIWOOD - Der Campus

"Manchmal ist der Leser enttaeuscht, weil sich seine eigene Phantasie nicht mit der Vision des Regisseurs deckt. Aber es gibt immer wieder Gegenbeispiele: "Der Pate" oder "Der Name der Rose" sind congeniale Buchverfilmungen." (Soenke Wortmann)

Nehmen wir ihn beim Wort, Mann. DER CAMPUS ist es nicht. Sonst muesste das Buch schlechter sein als sein Ruf. Die Maengel des Films lassen sich leicht festmachen an den Aussagen der Beteiligten, die ihm zugedacht werden. Die Studentin Babsi zum Beispiel, mit der der verheiratete und bekindete Professor ein Verhaeltnis hat, was ihn durch Missverstaendnisse in Intrigen verstrickt, die ihn seinen Job kosten, nachdem er der Vergewaltigung bezichtigt worden ist … jene Studentin, von Sandra Speichert mit praller Lebenslust ins Bild gehuepft, bei und nach einer Theaterprobe auf ihrer Gefuehlspalette malend, liegt spaeter nur noch grinsend in einem Anstaltsbett und taucht im letzten Filmteil gar nicht mehr auf. Ausser als Schrifttafel. Da wird dann krampfhaft versucht, den konstruierten und ruckartigen Schluss plausibel zu machen, indem man noch ein paar Witzchen ueber die Zukunft der Figuren reisst. Professor Weskamp, von Axel Milberg anfangs noch als komischer, direkter und doch objektiver Typ sympathisch gezeichnet, entwickelt sich kaum nachvollziehbar zum politgeilen Scheusal. Was nuetzt eine interessant, wenn auch klischeehaft als Feministin gegen ihr uebliches Image als sexy blondes Schlauchen besetzte Barbara Rudnik, wenn in der Rolle als obergeiler Prof Hackmann der zuletzt an Peinlichkeiten kaum zu uebertreffende Heiner Lauterbach auftritt, der nach wie vor ein toller Schauspieler ist. Wer nimmt ihm seine Maennlichkeit noch ab, nachdem er fuer ein potenzfoerderndes Mittel auch in Talkshows mit der Bemerkung warb, er wuerde es tatsaechlich selbst nehmen? Und das Plaedoyer am Ende des Films, fuer die Rolle der Universitaet als Kaempfer fuer die Wahrheit (das Motto an Hochschulgebaeuden ist freilich ein anderes, wie wir wissen) ist nur ein Abklatsch von neurotischer Hollywood-Dramaturgie. Die Frage, warum nur zwei von fuenf Zeugen, die den Prof entlasten koennten, vor der Uni-Kommission aussagen, wird in Hackmanns Rede gestreift, ohne geklaert zu werden. Und wenn "in der letzten Szene Heiner Lauterbach in Jeans, barfuss und mit blauem Strickpullover den Strand von St.-Peter-Ording entlanglaeuft, dann weiss man gleich, dass das Leben des ehemals korrekt beschlipsten Hochschulprofessors (laut Presseheft) eine drastische Wende genommen hat …" Bullshit. Man weiss bestenfalls, dass es in St.-Peter-Ording schoen ist. Die fuer amerikanische Mainstreamfilme ueblichen zwei Plot Points, also Wendepunkte des Films (hier Babsis missverstandene Aussage ueber ihr Verhaeltnis und der Unfall von Hackmanns Tochter) pressen die Figuren in ein Korsett, das so eng geschnuert ist wie das von Fernsehseifenopern, in denen Charaktere aehnlich sprunghafte Veraenderungen durchmachen. Die undurchschaubaren Motivationsschuebe mancher Figuren, die sie ploetzlich in voellig andere Richtungen treiben, sind das grosse Manko der Adaption. In Wirklichkeit regt es ja wohl auch kaum jemanden auf, wenn ein Professor ein Verhaeltnis mit einer Studentin pflegt. Wir Jungs haben uns oft genug waehrend meines Studiums ueber die Komillitoninen lustig gemacht, die sich ihre Hausarbeiten und ihren Abschluss erfickten. Man brauchte sich nur in den Seminarpausen mit ihnen zu unterhalten, um zu verstehen, dass ihnen gar nichts anderes uebrigblieb. Oder auf einer Unifete mal an eine vom Doktoranden abgelegte geraten, die einem verzweifelt das Ohr vollquatschte, weil er diesmal an einer anderen rumschraubte. Als dann zum Schluss der Feier das Licht anging und man zum ersten Mal ihr Gesicht richtig erkannte, da wusste man genau, dass es keinen Grund gab, den Lehrkoerper zu beneiden …

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