BUFFALO '66

Go Buffalo
Hier scheint ein Buffalo-Fan zu wohnen.

Buch und Regie und und und: Vincent Gallo
Start: 26. November 1998

Buffalo '66, ein Film von Vincent Gallo, ein Film mit Vincent Gallo, ein Film von, mit, über, durch, um Vincent Gallo und um Vincent Gallo herum. Gibt es irgendetwas an diesem Film, das Vincent Gallo nicht selbst gemacht hat?
Nein! ...
Na gut, Produzent ist Chris Hanley, aber das war's auch schon...
... fast, Schnitt Curtis Clayton, ... Kamera Lance Acord... ok ok, Vincent Gallo hat nicht alles selbst gemacht, aber immerhin jede Menge. Idee, Drehbuch (zusammen mit Alison Bagnall, weil er nicht gern tippt), Regie, Filmmusik, Hauptrolle, Schuhdesign und Christina Riccis Make- up- Kreation. Vincent Gallo hatte definitiv die Kontrolle und so feuerte er auch munter das halbe (oder ganze) Filmteam, bis er nur noch Leute um sich hatte, die ihm absolut hörig waren. Zu allem Überdruß sind Teile von Buffalo '66 dann auch noch autobiographisch (PS: Vincent Gallo wurde in Buffalo geboren) oder wie er selbst sagt: "Buffalo '66 ist totale Fiktion, aber ich habe meine Mutter und meinen Vater als zentrale Charaktere benutzt."
Im richtigen Leben sind beide Elternteile Friseure und hatten gar kein Verständnis für ihrem künstlerisch veranlagten Sohn, den sie zu besonderen Anlässen sogar in den Keller sperrten.
Buffalo '66 ist ein Werk der Rache.
Balls
Christina Ricci, vielleicht etwas pummeliger als Drew Barrymore, aber süüüß...
Rechts im Bild: Klein Billys Bowling- Kugel. Wo er wohl gerade hinschaut?

Trotzdem erschienen beide zur Weltpremiere in Buffalo und der Film hat ihnen gefallen. Sie sind eben verständnisvolle Menschen, so wie auch Vincent Gallo. Nur so kann man sich seine Aussage bezüglich des Sundance Film Festivals, bei dem sein Film leider leer ausging (sprich: ohne Auszeichnung), erklären.

"Es liegt ja wohl auf der Hand, warum "The Opposite Of Sex" und "Smoke Signals" die Preise bekamen. In dem einen gibt es homosexuelle Charaktere, der andere wurde von Amerikanern indianischer Abstammung gemacht. Und da Filmfestivals von politisch korrekten, kommunistischen Links- Sozialisten gemacht werden, die beschlossen haben, ihrem erbärmlichen Einfluß zu nutzen, ist es doch klar, warum mein Film leer ausgehen mußte."

Über Leonardo DiCaprio, der mit alldem rein gar nichts zu tun hat, sagt er übrigens: "Dieses dumme Huhn, ich kann ihn nicht mehr sehen."
Außerdem wittert Vincent Gallo Akte- X- gerecht hinter allem und jedem eine Verschwörung gegen sich, sollte er diese Zeilen je lesen, und das wird er, denn selbst Bill Clinton schaut regelmäßig auf unserer Seite vorbei, dann bestimmt auch hier. Und mit gutem Recht, denn niemand anderes als wir sind dafür verantwortlich, daß er in THE FUNERAL nur eine tote Rolle bekam...
Noch eine Verschwörung.
Die Fotos, auf denen Vincent Gallo alleine zu sehen ist, sind kleiner, als die anderen.
Buffalo '66 beginnt wie TRUTH OR CONSEQUENCES. Billy Brown (Vincent Gallo) verläßt das Gefängnis, doch
Layla, Wendy Ballsome und Billy. Gleich kommen noch Wendy Ballsome (Rosanna Arquette) und ihr Verlobter.
wo ihn in TRUTH OR CONSEQUENCES noch sehnlichst seine Freundin erwartet, wartet hier absolut niemand (nur der letzte Bus, ... vielleicht). So handelt denn Buffalo '66 auch von den intimsten Ängsten und Bedürfnissen eines vermeintlichen Schwerverbrechers.
Billy Brown muß aufs Klo. Schwer zu sagen, ob er für dieses Ziel bereit ist, über Leichen zu gehen, doch nach halb erledigter Arbeit und einem Anruf bei seinen Eltern Janet und Jimmy (Anjelica Huston, ab 24. Dezember auch in EVER AFTER, der weltersten Cinderella-Verfilmung, in der sie eine steife Steifmutter gibt und Ben Gazzara), vor denen er vorgibt ein erfolgreicher, glücklich verheirateter Regierungsangestellter zu sein, der die letzten fünf Jahre auf Geschäftsreise war, fehlt ihm nur noch eins: eine Ehefrau.
Layla liebt heiße Schokolade. Im Hintergrund bringt der Kellner Wendy Ballsome und ihrem Verlobten gerade die Karte.
Layla (Christina Ricci) meldet sich fast freiwillig, und Buffalo '66 verwandelt sich in eine <IRONIE> zärtliche </IRONIE> Liebesgeschichte, die nur dadurch getrübt wird, daß Billy unbedingt noch einen Mord begehen muß.

Vincent Gallos Regiedebüt (ein immer wieder gern und oft geschriebenes Wort) macht selbst vor fassbinderschen Kameraperspektiven keinen Halt und seinem Charme ist wahrscheinlich auch zu verdanken, Mickey Rourke für die Rolle des geschnie- und gebügelten Buchmachers Bookie gewonnen zu haben. Und weil man bei Regiedebütanten immer so gern Regiefehler sucht. Ich habe nur zwei entdeckt. Ab und zu hängt ein Mikro ins Bild und von einem zum andern Cut einer Badezimmer- Einstellung trägt Vincent Gallo plötzlich ein Unterhemd in der Badewanne.

Diese Kritik ist Satire, Buffalo '66 ist klasse und schlagt mich nicht, wenn Ihr's anders seht. Nur eins noch: Buffalo '66 dauert 110 Minuten.
Er hätte auch 55 Minuten lang sein können,
Muß hier jemand aufs Klo?
er hätte auch 55 Minuten lang sein können, er hätte auch 55 Minuten lang sein können, ...

KO

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Buffalo '66 lief schon vor der Deutschland-Premiere auf dem Wiesbadener exgound Filmfest.