BIG DADDY
verpiss nich
Regie: Dennis Dugan
Start: 4. November 1999

Mist. Ich würde ja so gerne mal wieder einen Film richtig verreissen. Dann, die Chance: BIG DADDY. "Prima", dachte ich, "langweiliger Vater/Sohn- Kitsch- Klamauk mit Adam Sandler" und habe mir schon die Hände gerieben. Aber nein, man gönnt mir wirklich gar nix. Im Gegenteil! Es geht um Anarchie, Renitenz, Rebellion! Naja, ich unterschätze den Adam Sandler (toll in HAPPY GILMORE, nicht so toll in THE WEDDING SINGER) ein bißchen, weil ich ihn ungerechterweise immer mit Ben Stiller vergleiche, dem er natürlich nicht das Wasser reichen kann, aber auch nicht will.

Ein lustiger Film. Und dabei nicht dumm. Ich sehe sie ganz klar, die Parallelen zu BABY BOOM. Verschlug es 1987 dort noch Karrierefrau Diane Keaton samt geerbtem Kleinkind aus der Stadt aufs Land, ist es in der 90er Variante natürlich ein Loosermann Adam Sandler, der in der Stadt ein Landei ausbrüten muss. Ganz im Zeitgeist ein nicht geerbtes, sondern von einer alleinerziehenden Mutter abgegebenes. Verliert Diane ob der ungewollten Mutterfreuden Job und Mann, will Adam als Sonny einen besseren (Job, meine ich) und glaubt gerade damit, seine Freundin Vanessa (Kristy Swanson) zu halten. Ganz abgesehen davon, dass sich in der Beziehung die Zeiten nicht geändert haben, zieht sie lieber vor, selber Tochter zu spielen. Flugs orientiert er sich um und landet bei Layla (Joey Lauren Adams). Die Adams soll ja ganz toll und berühmt sein, keine Ahnung, in diesem Film nervt sie nur. Wie kann man sich auf den Film konzentrieren, wenn man sich die ganze Zeit fragen muss, ob ihr stimmungsunabhängiges Kleben der Mundwinkel an den Ohren ein missglücktes Facelifting ist oder Frau Adams irrtümlich annimmt, in einem Werbespot für elektrische Zahnbürsten zu sein? Aber immerhin lenkt das davon ab, sich darüber aufzuregen, wie langweilig sie doch ist. Hm. Vielleicht ein Trick?

*Ich krieg Dich schon!*
Gutes Rezept zur Partnerbeschaffung:
Einfach nur Grinsen,
dass die Mundmuskulatur um Gnade winselt.
Es funktioniert!

Ganz anders Corinne (Leslie Mann): das Drehbuch verpasst ihr eine scharfe Zunge, nicht das einzige Scharfe an ihr, was sie in ihrer Vergangenheit dazu qualifizierte, als Hooter Girl zu arbeiten. Auch auf die Gefahr hin, als frauenfeindlich beschimpft zu werden: Was, bitte schön, qualifiziert Vanessa???

*Ich krieg Dich schon!*
Bei Corinne (Leslie Mann)
winselt eine andere Muskulatur,
ihr Grinsen ist tiefsinniger.

Ich vergaß, ein Kind gibt es ja auch noch, um das geht es doch letztendlich: Julian, gespielt von den Zwillingen Cole und Dylan Sprouse. Gar nicht schlimm, mehr fällt mir dazu nicht ein.

Männer, Mode & Musik
Männer unter sich.

Ansonsten gibt sich der Film alle Mühe keine Hollywood Klischées zu bedienen (schwule Pärchen, sympathische illegale Ausländer, nette Penner), als SATURDAY NIGHT LIFE (US) Vertreter hat man ja immerhin einen Ruf zu verlieren, aber natürlich hat ihnen das Ende wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht: was nicht sein darf, das ist gefälligst auch nicht. Hmmm, soll ich deswegen den Film jetzt vielleicht doch verreissen?

emma

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Bildmaterial:
© Columbia TriStar